Fünf Profimusiker der „brAssMEN“ begeisterten die Besucher in der prall gefüllten Kirche – Von Müllwerkern und gackernden Hühnern
Von Oliver Schüle
Helmstadt-Flinsbach. Es war eines der ersten Gastspiele im badischen Raum, das die fünf Profimusiker von „brAssMEN“ am Sonntag abend in der Kirche gaben. Und es begeisterte rundum. Seit 13 Jahren musizieren die fünf nun schon zusammen, gerade haben sie die neue CD „kontrastreich“ fertig gestellt.
Nicht nur die exzellente gespielte Brass-Musik quer über alle musikalischen Epochen hinweg, sondern auch die urkomischen Gags, die köstlichen Moderationen und inszenierten Pannen während der Flinsbacher Aufführung sorgten für wahre Begeisterungsstürme bei ihrem Auditorium.
Nicht nur Heiteres, sondern auch tiefgründige Botschaften hatten die fünf Christen in ihrem Gepäck, die sogar vor ihrem Konzert noch ein gemeinsames Gebet in der Kirchensakristei zum Gelingen des musikalischen Abends sprachen. Gut 220 Besucher drängten sich in den Bankreihen.
Mit dem Yorkschen Marsch zogen die Musiker zuerst stilgerecht ein, um sich dann nach der leicht swingenden Version von „Go tell it on the mountain“ dem „Blues for Brass“ zu widmen, bei dem vor allen Dingen das gekonnt vorgetragene PosaunenSolo von KlausPeter Diehl bestach.
Während sich Johannes Langendorf (Trompete) und Richard Meindl (Tuba) schon hier den ersten erbitterten, äußerst erheiternden „Streit“ um die rechte Anmoderation lieferten, kam es dann bei Bizets „Carmen“ zum nicht nur musikalischen Kämpfen zwischen den beiden Trompetern Langendorf und Markus Motschenbacher.
Nur knapp verlor Langendorf als Kuh verkleidet (immer ist die Kuh am Ende tot) schließlich am Boden liegend die Auseinandersetzung, während Torero Motschenbacher am Ende als Sieger in thronender Pose triumphierte.
Nach der gekonnt barocken Trompeten-Sonata von Purcell und den stilistisch leicht abgewandelten Sätzen von Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ erfuhren die Zuschauer dann auch, warum sich der von Übergewichtssorgen geplagte Posaunist KlausPeter Diehl bisher laufend auf die Waage gestellt hatte; sich neben Sakko und Schuhen noch fast der Hose vorm Publikum entledigt hätte: „Wir haben einen Gott, zu dem wir kommen können, so wir sind“, was die Musiker dann auch gleich musikalisch in geeigneter Form umsetzten.
Fetzig Jazziges und Swingendes gab es dann im zweiten Teil des Abends zu bewundern. „16 Tons“ animierte das Publikum zum begeisternden Mitschnippen, während die allesamt gekonnt vorgetragenen Hits von „ABBA“ zum regelrechten Mitsummen einluden.
Dass Trompeten auch einmal wie ein Pferd oder Esel wiehern können oder ein musikalisch äußerst überzeugender Hornist wie Micha Klappert zwischendurch auch einmal wie ein Huhn zu gackern hat, stellte man beim „Livery stable Blues“ mit eindrucksvoller Begeisterung unter Beweis.
Die chromatisch sauberen Achtelläufe von „When I’m sixty-four“ beeindruckten ebenso wie das zuerst gedämpfte „After you’ve gone“, das dann im fetzigen BigbandStil endete.
Nachdem sich Johannes Langendorf und Richard Meindl noch als original verkleidete Müllwerker in der Kirche an die Arbeit machen, um damit auf Gott hinzuweisen, biegt man schließlich auch musikalisch mit dem „Klarinettenmuckl“ auf die Zielgerade ein, bei dem Richard Meindl noch einmal alles für das Solo aus seiner Tuba herausholen muss.
Als die fünf Profimusiker nach gut zweieinhalb Stunden Spielzeit und drei Zugaben mit Zipfelmütze und kleinen Lämpchen schwenkend das Laternenlied singen, hinterlassen sie zu Recht ein regelrecht tobendes Publikum.