AROLSEN-MENGERINGHAUSEN (r). Die Bestuhlung war knapp, mit so vielen Konzertbesuchern hatten die Veranstalter des zweiten Adventskalenderkonzertes mit den „brAssMEN“ dann wohl doch nicht gerechnet. Knapp 300 begeistert applaudierende Zuhörer feierten eine Band, deren Musiker an Virtuosität so einiges zu bieten hatten.
Es kommt nur selten vor, dass eine unscheinbare Konzertveranstaltung zu einem musikalischen Jahreshöhepunkt wird. Ein heiter-besinnlicher Abend sollte es werden, so hatte es die Freie evangelische Gemeinde Bad Arolsen als Veranstalterin angekündigt.
Heiter und besinnlich war es auch, aber die „brAssMEN“ hatten eindeutig mehr zu bieten: jeder einzelne Musiker ein Virtuose auf seinem Instrument, zusammen ein Klangensemble der besonderen Art.
Was zum Schrecken der meisten Konzertbesucher mit einem dann doch nur kurzen Ausflug in den Musikantenstadl begann, entwickelte sich später noch zu einer kammermusikalischen Exkursion in die Welt von Johann Sebastian Bach und Antonio Vivaldi. Jazzige Arrangements waren als authentische Abstecher in die Welt verrauchter Clubs erkennbar.
Und wie für aktive Militärmusiker wohl unvermeidlich, vier von fünf sind es derzeit, wurde auch der Marsch geblasen: Der „Colonel Bogey March“ von Alford, in Deutschland als Gassenhauer unter dem Namen „River-Kwai-Marsch“ um einiges geläufiger, erklang mit einer kraftvollen Dynamik, die diesem Evergreen tatsächlich neues Leben einhauchte. Selbst wer das Stück schon nicht mehr hören mochte, stellte hier seine Ohren auf — und das war typisch für das ganze Konzert.
Keinesfalls fehlen durften Boogie- und Dixielandstücke der amerikanische Südstaaten. Da konnte man sich auf eine Beerdigung im stickig-schwitzigen New Orleans versetzt fühlen, so innig und gleichermaßen erfrischend erklang der Jazz im Stil der Marching Band.
Kein Wunder, dass sich die Musiker dabei auch schon mal ins Publikum verliefen. Der Klangkörper der brAssMEN lebt dabei nicht nur von den außergewöhnlichen Arrangements der alten Traditionals, zu denen man auch die bayerische Volksmusik zu zählen hat, sondern auch der neueren, jazzig angehauchten Musikstücke, die allerdings in der Regel auch schon einige Jahre auf dem Buckel haben.
Die eigentliche Grundlage für einen gelungenen Abend lieferten die in imposanter Weise ihre Instrumente beherrschenden Musiker. Im Zusammenspiel des Quintetts wie auch in den Soli der Bandmitglieder zeigte sich, wie trotz der Unterschiedlichkeit der musikalischen Stile durch gelungene Arrangements und vor allem klare Intonation ein großes Ganzes geschaffen werden kann.
Da fragte man sich nur noch, warum eigentlich die Musiker so viel Klamauk zwischen den Musikstücken veranstalten mussten. Etwa um Luft zu holen oder die Instrumente zu entwässern? Mehr als entschädigt für Komödiantisches auf Volkstheaterniveau wurden die Zuhörer mit Gewissheit dann aber durch die herausragende Virtuosität der Bandmitglieder.