„brAssMEN“ in der voll besetzten Grunbacher Kirche: Bläserensemble mit Bezug zur Posaunenchor-Tradition
Von unserem Mitarbeiter
Michael Riediger
Remshalden-Grunbach.
Mit „Brass“ (Blech) kennen sich diese MEN (Männer) aus, und mit AMEN, richtig gelesen. Somit bieten sich die brAssMEN, ein bundesweit bekanntes Blechbläser-Quintett, für ein Kirchenkonzert auf Einladung des Grunbacher Posaunenchores geradezu an: Sie versprechen Blechblas-Kunst auf hohem Niveau — und einen Bezug zur christlichen Posaunenchor-Tradition.
Wobei dieser Bezug in der bis auf den letzten Platz gefüllten Grunbacher Kirche zunächst nicht gerade im Vordergrund stand. Man hätte fast meinen können, die brAssMEN, eine lustige Truppe von Militär-Musikern, die alle auch in Heeresmusikkorps spielen, hätten’s eher mit dem Humor als mit der Heiligkeit. Einen Militärmarsch auf den Lippen, schritten sie zackig von hinten durch die volle Kirche nach vorne zum Altar, wo eine kleine Bühne aufgebaut war, samt Video-Leinwand daneben, auf dass auch die Besucher weiter hinten noch was sehen können. Und dann wurde fröhlich blechgeblasen und gewitzelt, was das Zeug hält. Alle fünf trugen schwarze Anzüge, schwarze Fliegen und weiße Hemden, wie zum Kurrende-Blasen. Aber dann entpuppten sie sich als Musik-Komödianten, ohne jede Spur von sakralem Ernst.
Zunächst wird die Funktion runder, brauner Schalen, die sie um sich auf dem Boden platzieren, in aller Breite erklärt — es handele sich um BBFBH, um Blechblasfeuchtigkeitsbehälter, die dazu dienten, den Boden vor der Spucke der Musikanten zu bewahren.
Wenn sodann der Trompeter Johannes Langendorf oder der Tubist Richard Meindl Anmoderationen zu einem Stück machen, stellt sich der Posaunist Klaus-Peter Diehl, ein eher beleibter Blechbläser, auf die eigens mitgebrachte Waage. Oder der Moderator wird für seine meist etwas gestelzte Ansage von den anderen öffentlich kritisiert. Freilich: Dass diese Witzbolde auch blasen können, und zwar auf allerhöchstem Niveau, kann all die Komik kaum kaschieren. Zunächst im swingenden Gospel-Stil, den sie im zweiten Teil noch ausbauen sollten: „Go tell it on the mountain“, zwitschernd fröhlich und mit allen möglichen Blechblas-Schattierungen, oder „Blues for brass“, so vital und saftig, dass die anwesenden Posaunenchor-Mitglieder sicher was hätten lernen können.
Dann auch im klassischen Fach, zweimal gar mit allen Sätzen des jeweiligen Werkes: Henry Purcells „Trumpet Sonata“ inklusive des schwer zu intonierenden langsamen Satzes, mit Langendorf auf der kleinen Bach-Trompete; und Mozarts „Kleine Nachtmusik“ in drei Sätzen, bei der der erste Trompeter — der zweite heißt Markus Resch und ersetzt heute erstmals den Stammtrompeter des Ensembles — eine Rokokoperücke trägt. Herrlich übrigens, das berühmte „Nachtmusik“-Thema mal von einer Tuba ganz tief grunzend zu hören.
Und dann wird es plötzlich doch noch kirchlich: Als der witzige Posaunist, zuvor vor allem durch Kaspereien aufgefallen, ein Kirchenlied von Johannes Nitsch ansagt und die brAssMEN plötzlich sehr innig, gefühlvoll und fromm zu blasen verstehen.
Sie haben einen Tag ihrer Deutschland-Tournee frei gemacht, um nach Grunbach zu kommen. Ein Bekannter des Posaunenchor- Leiters Martin Fischer hatte sie empfohlen, und die Grunbacher haben die Chance gerne ergriffen, mal etwas andere Stücke, als sie selbst meist spielen, auf höchstem Niveau zu hören. Wobei laut Fischer seit geraumer Zeit auch in seine seinem Chor zunehmend Gospel und Swing Einzug fänden.
Das Interesse ist da, wie auch der stark frequentierte CD-Stand der brAssMEN in der Pause zeigte. Nach dem Konzert gab’s dann sogar noch für jeden ein Glas Sekt. Was dem Verkauf der aktuellen CD „kontrastreich“ — Langendorf: „Bei ebay kostet sie 18 Euro, bei uns nur 15“ — womöglich förderlich war …