„Kontrastreich“ – der Titel der Tournee hatte nicht zuviel versprochen. Beim Gastkonzert in Iserlohn stellten die brAssMEN ihre brandneue gleichnamige CD vor, und schon das erste Musikstück kündigte an, dass es ein Abend der besonderen Art werden würde. Mit einem schwungvollen Militärmarsch von Beethoven zogen die fünf Musiker marschierend ein. Womit sie absichtsvoll gleich ihre Prägung und ihr eigentliches Betätigungsfeld vorstellten: Vier der fünf Bläser sind beruflich in Sachen Militärmusik beschäftigt, und auch der Posaunist, Klaus-Peter Diehl, war in dem Genre lange aktiv, ist jetzt allerdings Bundesposaunenwart des CVJM-Westbundes. Seit 13 Jahren besteht das Ensemble, ein klassisches Bläserquintett mit zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba.
Gleich im folgenden Werk, einer jazzig anmutenden, rhythmisch verzwickten Bearbeitung des Gospels „Go, tell it on the Mountain“ wurde deutlich, welch hochkarätige Musik an diesem Abend zu erwarten sein würde. Ein sensibles und äußerst flexibles Zusammenspiel, eine aufregende Dynamik verbunden mit einem wunderbaren, ja feinen Wohlklang kennzeichneten durchweg den Vortragsstil. Doch ihre eigentliche Strahlkraft bekam die Musik durch eine herzerfrischende Begeisterung beim Spielen, die sofort auf die zahlreichen Zuhörenden in der Obersten Stadtkirche übersprang.
Und das galt sowohl für den Klassikblock mit Brahms, Purcell und sogar „Eine kleine Nachtmusik“ von Mozart als auch für die Dixies, den Tuba-Duba-Blues, das behagliche „When I’m 64“ der Beatles oder das Potpourri von ABBA-Songs, das noch immer in der Generation der 40- bis 60jährigen nostalgische Emotionen weckt! Auf reizvolle Weise erschlossen sich manch vertraute Titel gerade mit dem Sound der Bläser ganz neu. Für einige Werke kamen Piccolo- und Bass-Trompete oder Flügelhorn zum Einsatz, und jeder der Musiker trat auch gekonnt solistisch hervor. Das Ensemble beherrschte souverän jeden Stil – ein beeindruckendes Repertoire!
Doch halt! Eigentlich verbietet sich eine „ernste“, musikwissenschaftliche Konzertkritik. Denn zwischen den einzelnen Stücken wurden Comedy-Einlagen geboten, die auch noch ganz andere Begabungen der brAssMEN entdecken ließen. Immer wieder warf man sich gekonnt sprachliche Bälle zu. Die Werke wurden kurzweilig und humoristisch anmoderiert, bis dahin, dass bei einem Ausschnitt aus der Ouvertüre zu Bizets „Carmen“ die beiden Trompeter als Torero und Stier einen leidenschaftlichen Kampf simulierten – und dabei dennoch hervorragende Töne hervorbrachten!
Was die fünf Bläser einst zusammengeführt hat, ist nicht nur die Liebe zur Musik, sondern ein gemeinsames Fundament im Glauben an Jesus Christus und die Motivation, diesen weiterzugeben. Das war ein Anliegen der Comedy. Nicht ohne Grund verbirgt sich im Namen der Gruppe das Wort „AMEN“. Und so spielten die brAssMEN mit Wärme den Bach-Choral „Von Gott kommt mir ein Freudenschein“ und – als Bekenntnis und Einladung zugleich – ein Lied von Johannes Nitsch, das sie bisher in jedem Konzert vorgetragen haben: „Jesus, zu dir kann ich so kommen, wie ich bin“. Wort und Musik griffen stimmig ineinander, beides wurde zu fröhlicher, authentischer Verkündigung.
Die begeisterten Besucher forderten mehrere Zugaben, die die Bläser gerne gaben. Im bekannten bayrischen „Klarinetten-Muckl“ brillierte dabei nicht nur die Tuba als Soloinstrument. Auch der Übermut der übrigen Spieler konnte noch einmal ausgelebt und in Töne verwandelt werden!
„Ich geh’ mit meiner Laterne“ – als der Applaus nicht enden wollte, setzten die brAssMEN ihre Schlafmützen auf, nahmen ein Licht zur Hand und verabschiedeten sich in der dunklen Kirche: singend!